Eifelmonster by Jagusch Rudolf

Eifelmonster by Jagusch Rudolf

Autor:Jagusch, Rudolf [Jagusch, Rudolf]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-05-19T16:00:00+00:00


27

Fischbach schob die Night Rod Special auf den Seitenständer und ging auf die Rezeption der Birgelmühle zu. Ein großes Transparent über dem Eingang wies darauf hin, dass dort die Rennleitung zu finden war.

Mit denen wollte er ein Hühnchen rupfen.

Die ganze Nacht hatte er sich im Bett hin- und hergewälzt und sich Gedanken gemacht, wie er sein Vorhaben am besten in die Tat umsetzen konnte. Beim Frühstück war er schließlich zu dem Ergebnis gekommen, es mit einer scharfen Ansprache versuchen zu wollen.

Er hatte darauf verzichtet, irgendjemanden einzuweihen. Er würde sich nicht wie ein übereifriger Wachhund zurückpfeifen lassen. Sollte Andrea ihn hinterher ruhig zum Rapport rufen, Hauptsache, es würde keine Verletzten mehr geben. Möglicherweise rettete er dadurch sogar Menschenleben.

Jemand hatte es auf die Vereinsmitglieder abgesehen, das stand für ihn fest. Und derjenige konnte jederzeit wieder zuschlagen. Dem Schützen auch noch als leichte Beute vor der Nase herumzufahren, musste nicht sein.

Auf dem Mühlengelände ging es lebhaft zu. Vor den mobilen Duschen hatte sich eine Personenschlange gebildet, einige Fahrer schraubten auf dem Parkplatz an ihren Fahrzeugen, andere frühstückten unter freiem Himmel. Raucher standen in Grüppchen zusammen und gönnten sich die morgendliche Kippe zum Kaffee. Und über alles spannte sich ein derart blauer Himmel, dass selbst ein Maler mit einer Palette voll indigoblauer Farben vor Neid erblasst wäre.

»Hallo? Hallo!«

Fischbach reagierte nicht sofort darauf. Wer sollte ihm hier schon hinterherrufen? Erst als ein fragendes »Sie sind doch der Kommissar von gestern« folgte, blieb er stehen und sah sich um.

Ein sportlicher Mann etwa in seinem Alter kam auf ihn zu.

»Kennen wir uns?«, fragte Fischbach verwundert.

»Stephan Tries.« Er reichte Fischbach die Hand. »Ich habe Max Gutmann aus dem Autowrack befreit.«

Jetzt fiel es Fischbach wieder ein. »Oh … ja, stimmt. Meine Kollegin hat Sie vernommen, nicht wahr?«

»Stimmt. Haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich?«

Fischbach zögerte. Er wollte sich nicht davon abhalten lassen, das Rennen zu stoppen, indem er mit diesem Tries die Zeit vertrödelte. Die ersten Teilnehmer würden schon bald aufbrechen. »Also, wenn ich ehrlich bin …«

»Es dauert nicht lange, keine Sorge.« Tries setzte ein entwaffnendes Lächeln auf. »Gewissermaßen ein kurzes Wort unter Kollegen.« Er lachte, als er Fischbachs irritierten Blick sah, und hob die Hände. »Gut, ich gebe zu, ich bin nicht mehr im Dienst. Aber irgendwie bleibt man ja im Herzen immer ein Bulle, oder?«

»Bulle?« Fischbach drückte den Rücken durch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das Wort höre ich in diesem Zusammenhang nicht gerade gern.«

Tries grinste. »Kann ich verstehen, ich war früher nicht anders. Aber sobald der tägliche Gang zum Dienst hinter einem liegt, verliert man diese Empfindlichkeit. Ich kann inzwischen sogar über Beamtenwitze lachen.«

»Sie wollen mir hoffentlich keinen erzählen. Dafür fehlt mir die Zeit.«

»Nein, nein«, wiegelte Tries ab. »Ich würde Ihnen nur gern von einem Gespräch erzählen, das ich gestern … hm, ja, ich gebe es zu, belauscht habe. Sollen wir ein Stück die Straße entlangspazieren?«

Neugierig geworden willigte Fischbach ein und trabte neben Tries her. Ein belauschtes Gespräch? Das hörte sich interessant an. Sie schlugen den Weg in Richtung Lissendorf ein. Schon nach wenigen Metern lief Fischbach der Schweiß über die Stirn.



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